Sauvignon Blanc Trockenbeerenauslese

Die Trockenbeerenauslesen – die höchste Prädikatswein-Qualitätsstufe in Österreich – bedarf bei der Lese eines Mostgewichtes von mindestens 30° KMW. Wie beim Ausbruch darf das Lesegut nur aus überreifen und/oder edelfaulen und eingetrockneten Beeren bestehen. Die wohl berühmtesten Trockenbeerenauslesen kommen aus Frankreich, genauer gesagt aus Sauternes. In diesem Bordeaulaisergebiet hebt sich wiederum das Chateau d’Yquem hervor. Zwischenzeitig gelingt es österreichischen Süßweinen immer öfters bei Blindverkostungen sich vor den französischen Süßweinen zu reihen!

In der Herstellung der delikaten Weine spielt jedoch ein anderes, viel komplexeres Phänomen als die bloße Austrocknung eine entscheidende Rolle. Es beginnt damit, dass der Weinberg nach und nach von einem Pilzparasiten, dem Botrytispilz, befallen wird, der hässlich anzusehen ist und auf den Laien abstoßend wirkt. Sein wissenschaftliche Name botrytis cinerea ist griechisch-lateinisch zusammengesetzt und bedeutet nichts anderes als „aschfarbene Traube“. Offiziell nennt man das Phänomen „Edelfäule“, für die Winzer in Sauternais ist es ganz einfach „la pourriture“ – der Moder. Befällt Botrytis cinerea Traubenbeeren, die nicht voll ausgereift sind oder durch Regen, Hagel, Vögel, Wespen oder anderen Insekten beschädigt worden sind, entsteht Graufäule, die man zu den schlimmsten Feinden des Weinberges zählt.

Wo und wann genau diese Art von Weinherstellung „erfunden“ wurde, kann nicht mehr eindeutig festgestellt werden und ist möglicherweise auch eher zufällig passiert. Das Phänomen der späten Lese wurde in südlichen Ländern schon vor unserer Zeitrechnung erkannt und angewendet. Zum Beispiel wird vom römischen Historiker Tacitus (55-120) in seinen Annalen von einem Wein aus Karthago von getrockneten Beeren berichtet. Und der römische Autor Plinius der Ältere (23-79) schreibt, dass die Vocontier - ein zwischen Marseille und Lyon lebender Volksstamm - künstliche Trockenbeerenauslesen herstellten. Man drehte Trauben am Stiel um oder schnitt den Stängel bis ins Mark ein, sodass die Trauben eintrockneten. Der sogenannte Falerner-Wein war lt. Plinius herb, halbtrocken und süß (austerum, tenue, dulce) und es gab ihn sowohl als Rot- als auch Weißwein. Falerner war übrigens viermal so teuer wie normaler Landwein und kostete damals 4 Asse! Auch der berühmte Opimianer, bezeichnet nach Lucius Opimius (Konsul 121 v. Chr.) war Wein aus getrockneten Beeren und wurde wegen seiner Haltbarkeit gepriesen.

Nun zu unserer TBA: Hier haben Sie wirklich flüssiges Gold im Glas! Im Aussehen Farbe zwischen kräftigem Goldgelb und hellem Bernstein, was auf die Lesegradation von 38° KMW(!), also weit über die gesetzlich notwendige Norm, zurückzuführen ist. Verführerischer Duft von Zucker- und Honigmelone, reife rote Stachelbeeren, süße Hirschbirnen, kandierte Ananas. Am Gaumen eine einzige Verführung! Honignoten, Dattel, weicher Nougat, Rumpflaumen, leichte Botrytisnote, dicht und cremig, angenehme Säure, genussvoller, nicht enden wollender Abgang – ein Süßwein auch noch für die nächste Generation!

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